Hört uns mal zu!

„Die Vorstellung, dass Kinder durch Pornos aufgeklärt werden, finde ich gruselig."

Meine Aufklärung ist vor allem durch das Zusammenpuzzeln von Informationen durch die BRAVO, die Schule und meine Freunde passiert. Ich bin ja in einer Zeit ohne Internet und mit nur wenigen Fernsehprogrammen aufgewachsen. In der Schule hatten wir zwar Sexualkundeunterricht, aber da ging es nur darum, wie die einzelnen Geschlechtsteile heißen, und das war es dann auch.

Medien – das waren bei uns Zettel und Overheadfolien, Aufklärungsfilme gab es in der Schule nicht. Aber ich habe immer die BRAVO meiner älteren Schwester gelesen – nur wegen der Poster natürlich – und dabei viel von Dr. Sommer gelernt und wie ein nackter Körper aussieht.

Deshalb haben meine Eltern uns wahrscheinlich auch die BRAVO gekauft: damit sie unsere Fragen nicht beantworten mussten. Aber vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn Kinder sich mal mit einer Zeitschrift zurückziehen können?

Wenn man Medien richtig einsetzt und die Leute, die das vermitteln, gut geschult sind, dann können die Medien ein großer Vorteil sein. Man muss dieses sensible Thema aber gut aufbereiten. Und auf die Gefahren hinweisen: zum Beispiel bei Onlinespielen mit Chatfunktion, wo man nicht weiß, wer sich hinter den Namen verbirgt und ein „Paul, 12“ in Wirklichkeit ein „Martin, 57“ sein kann. Das müssen ja gar keine Pornoseiten sein, sondern einfach Seiten, auf denen Kinder sich aufhalten.

Jüngere kommen leicht durch ältere Geschwister mit gewaltverherrlichenden Videos oder Pornografie in Kontakt. Die Vorstellung, dass Kinder nur durch solche Filme aufgeklärt werden, die gar nicht das richtige Leben präsentieren, finde ich gruselig und gefährlich. Deshalb sollten Eltern darauf achten, dass das Internet nicht frei zugänglich ist, dass ihre Kinder sichere Suchmaschinen nutzen oder am allerbesten: sich mit dem Kind hinsetzen und Aufklärung betreiben.

Für meinen persönlichen Geschmack passiert Aufklärung heute zu früh und zu schnell. Früher war das entschleunigter, man hat die Welt noch selber kennenlernen dürfen, während heute vieles von außen aufgesetzt wird. Man sollte das Tempo der Kinder respektieren und sie da abholen, wo sie stehen. Ich fände gut, wenn Kinder zum Beispiel im Unterricht einfach ihre Fragen anonym in eine Box werfen können und man die dann gemeinsam bespricht.