Experten-Interview

„Mehr Digitales bedeutet nicht weniger Pädagogik“

Vier Fragen an Gisela Blankenburg, Schulleiterin der Emil-Nolde-Grundschule, die ein eigenes Fach Medien eingerichtet hat. Grundschüler lernen bereits, im Netz zu recherchieren und kleine Roboter zu programmieren.


Frau Blankenburg, digitale Medien in der Grundschule – muss das sein?

Gisela Blankenburg: Unserer Meinung nach ja, denn die Kinder kommen ja schon zu Hause mit digitalen Medien in Kontakt. Warum sollte das Thema dann in der Schule ausgespart werden? Wir sind eine ganz normale Grundschule, die als zusätzliches Angebot noch digitale Medien bietet. Bei uns gibt es beides, Tafeln und Smartboards. Im Matheunterricht habe ich gerade „Körperlehre“ mit Bausteinen und ausgeschnittenen Papierrechtecken und Papierquadern zum Falten unterrichtet. Aber wir haben eben auch „Programmieren mit Lego“. Da wird nicht das eine durch das andere ersetzt. Mehr Digitales bedeutet nicht weniger Pädagogik, sondern mehr Möglichkeiten.

Wie geht ihr Kollegium mit der Herausforderung um, digitale Medien im Unterricht einzusetzen?

Gisela Blankenburg: Wir alle, 13 Lehrkräfte, unterrichten an unserer Schule das Fach Medien. Zuerst waren die Reaktionen sehr gemischt, als die Idee aufkam. Ich gehöre selbst zu den Älteren. Für mich waren Medien früher die Matrizen und der Overheadprojektor. Aber heute wachsen die Kinder mit digitalen Medien auf. Deshalb nutzen wir die neuen Medien heute auch im Unterricht.

Gisela Blankenburg sitzt zusammen mit ein paar Schülern am Tisch
Gisela Blankenburg, Rektorin der Emil-Nolde-Schule Bargteheide | Foto: R. Schlossnickel

Wie reagieren die Eltern auf das Fach Medien?

Gisela Blankenburg: Anfangs hatten wir auch viele kritische Stimmen, heute ist dieser Schwerpunkt ein wesentliches Merkmal unseres Schulprofils und bringt uns viele Schüler. Wir sind zweizügig, ohne die moderne Ausrichtung wäre unsere frühere Haupt- und Grundschule vielleicht geschlossen worden, da das Schulzentrum in Bargteheide umstrukturiert wurde. Wir haben uns neu positioniert und damit großen Erfolg. Die Eltern schicken ihre Kinder extra zu uns.

Inwieweit fördern das Programmieren mit Lego und Informatikkenntnisse die Medienkompetenz?

Gisela Blankenburg: Das Programmieren mit Lego deckt alle wichtigen Bereiche der Medienkompetenz ab, von der Medienanwendung über Information und Recherche, Kommunikation und Kooperation, Produktion und Präsentation bis hin zur Analyse und Reflexion. Die Kinder lernen den Computer hier aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen. Er wird zum technischen Hilfsmittel, um Funktionen zu erreichen, die dann von gebauten Modellen und Figuren zielgerichtet ausgeführt werden.

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