Grundschule Alter Teichweg

Surfschein mit Integrationsformel

Die Grundschule Alter Teichweg in Hamburg-Dulsberg ist seit zwei Jahren eine zertifizierte Internet-ABC-Schule. Heute klicken sich fünfzehn Grundschüler während der Nachmittagsbetreuung im PC-Raum durch den Surfschein.


Wo liegen die Internetseiten?“, fragt der kleine gezeichnete Pinguin auf Majas Bildschirm. Die Zehnjährige überlegt nicht lange und zieht die Antwort per Drag-and-drop ins Antwortfenster „Auf sogenannten Servern, das sind Computer, die immer angeschaltet sind.“ Das ist richtig, und die falschen Fährten, „Suchmaschinen“ oder „Browser des Computers“, hat die Drittklässlerin damit locker links liegen lassen.

Ein Mädchen und ein Junge sitzen zusammen am Computer
Maja macht den Surfschein und will YouTube-Star werden | Foto: R. Schlossnickel

Lernen, wie das Internet funktioniert

„Ich mache gerade meinen Surfschein“, erklärt Maja lässig. Im vergangenen Halbjahr ist sie zusammen mit den anderen Kindern des Nachmittagskurses „Internet-ABC“ durch die zwölf Lektionen gesurft. Dabei lernen Grundschüler Schritt für Schritt, wie das Internet funktioniert und worauf zu achten ist: Vom Suchen und Finden über mögliche Gefahren bis zum Mitreden und Mitmachen ist alles dabei. Jetzt ist Maja mit den Lernmodulen durch und löst das Quiz. Wenn sie besteht, wird Lehrerin Andrea Gabriel ihr heute den Surfschein ausstellen. Er bestätigt, dass Maja fit fürs Netz ist. Aber bis es so weit ist, muss sie noch die etwa 30 Fragen von Eddie, dem Pinguin, und seinen Freunden beantworten.

Die Kinder lieben das Internet-ABC

Die Kids sind begeistert vom Internet-ABC. „Sie lieben es. Jeder lernt individuell in seinem Tempo – das ist ein großer Vorteil des Lernens mit digitalen Medien“, findet Inga Quehl, Gabriels Kollegin. Dass Medienkompetenzvermittlung spätestens in der Grundschule erfolgen muss, ist für die erfahrene Grundschullehrerin glasklar: „Wir wollen die Kinder gezielt an einen vernünftigen Umgang mit dem Internet heranführen. Nach der Grundschule ist es zu spät und man erreicht die Kinder nicht mehr.“

Sashka, Zara und Ariyan am Computer
Sashka, Zara und Ariyan (v. l. n. r.) finden den Unterricht am Computer richtig cool | Foto: R. Schlossnickel

Ein paar Plätze weiter sitzt Ariyan. Der Zehnjährige findet: „Beim Internet-ABC lernt man eigentlich alles, was man fürs sichere Internet braucht.“ Und sein Wissen trägt er nach Hause. „Neulich wurde mein großer Bruder in einem Online-Spiel gehackt. Wie man das verhindert, haben wir leider im Internet-ABC nicht gelernt, aber ich habe ihm alles erzählt, was ich über Mobbing und Passwortsicherheit und so weiß“, berichtet Ariyan.

Auch die Eltern werden unterstützt

„Unsere Kinder bringen ihre Medienkompetenz in ihre Familien. Durch die Auseinandersetzung darüber, wie man Medien sicher und kontrolliert nutzt, gewinnt die ganze Familie Medienkompetenz“, erklärt Andrea Gabriel. Unterstützung erhalten Eltern auch durch die Schule selbst: Denn medienpädagogische Elternabende sind Teil des Projekts Internet-ABC-Schule. „Die ersten Elternabende waren zwar nicht so gut besucht, es kamen nur vier von 50 Eltern, die aufgrund von Sprachbarrieren zudem nicht alles verstanden“, erinnert sich Gabriel. „Aber das Thema ist wichtig, das muss in die Köpfe!“, entschied die Fachleiterin Medien. Seither legen die Lehrerinnen die Internet-ABC-Abende mit den Infoabenden für Klassenreisen zusammen und lockern den Ablauf auf.

Gruppenfoto der ganzen Klasse mit Surfschein in den Händen
Super, die ganze Klasse hat den Surfschein! | Foto: R. Schlossnickel

Das Mediengeld ist knapp

Dulsberg ist kein reiches Viertel, es gibt kaum Eltern in Führungspositionen wie in den Vororten, die der Schule mal gebrauchte Hardware aus dem Betrieb oder Sponsorengelder zukommen lassen können. Deshalb ist das Mediengeld immer zu knapp. Lernen können die Schüler mit Tablets trotzdem – dank einer Studie der Universität Hamburg, an der die Grundschule teilnimmt (siehe Interview). Gemeinsam erarbeiten Wissenschaftler und Schule Konzepte für einen produktiven Einsatz digitaler Medien im Grundschulunterricht.

Maja möchte YouTube-Star werden

Maja ahnt noch nichts von diesen neuen Unterrichtschancen. Aber dass sie später mal was mit digitalen Medien machen will, steht für die Drittklässlerin schon fest: „Ich werde YouTube-Star! Ich hab meinen eigenen Kanal mit Minecraft-Spielvideos eröffnet und zehn Abonnenten.“ Na dann, viel Glück! Den Surfschein – und damit die Medienkompetenz-Grundlagen für ihre Traumkarriere – hat sie ja schon.

scout-Interview auf YouTube: Internet-ABC-Schule Alter Teichweg

scout-Interview: Internet-ABC-Schule Alter Teichweg
Was sich Inga Quehl und Andrea Gabriel für den Medienunterricht an der Schule Alter Teichweg wünschen würden.

Ein Junge schaut auf einen Monitor
Unterricht am Rechner, gar nicht langweilig | Foto: R. Schlossnickel

Medienkompetenzförderung mit Auszeichnung

Die Schule Alter Teichweg gehört zu den 30 Hamburger Internet-ABC-Schulen. Im Laufe von zwei Jahren hat ein Lehrerteam die vier Internet-ABC-Schulungen am Institut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung (LI) Hamburg absolviert und Schülern und Eltern das Wissen vermittelt. Zudem wurden die Lernmodule in das Mediencurriculum der Schule aufgenommen. Damit hat sie sich die Auszeichnung „Internet-ABC-Schule“ verdient.

Das könnte Sie auch interessieren: