Familie digital - on und off

Prominente im Weihnachtsinterview: Marie-Luise Lewicki

„Computerspiele haben oft zu Unrecht ein schlechtes Image“, findet Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin des Magazins Eltern. Sie selbst nutzt viele soziale Medien, die über die Feiertage aber still bleiben.


Weihnachten ist die Zeit des Wiedersehens und des Zusammenseins im Kreis der Liebsten. Da soll es in der Familie harmonisch zugehen. Im allgemeinen Festtagstrubel spielt dabei die Nutzung von Smartphone, Internet, X-Box und Co. oft auch eine wichtige Rolle. Wie geht ein friedliches Weihnachten mit digitalem Familienzuwachs?

Digitale Technik gehört 2016 zu den wichtigsten Anschaffungen und Geschenken rund um Weihnachten. Insgesamt wollen 85 Prozent der Deutschen zu Weihnachten digitale Technik kaufen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Digitalskeptiker runzeln bei diesen Zahlen die Stirn. Wird über die Feiertage online einfach weiter gearbeitet und ersetzt der Blick auf’s Display das gemeinsame Feiern? Gibt es über Weihnachten eher digitalen Streit als analoge Eintracht? Wie balancieren wir Familienleben und digitale Mediennutzung richtig aus?

scout hat norddeutsche Prominente gefragt, wie digital ihr Weihnachtsfest sein wird und ob sie wirklich gute Vorbilder in Sachen Medienkompetenz sind.

Hier die Antworten von:

Ich liebe WhatsApp und Mails – da kann ich reagieren, wann ich will

Eltern-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki
Portrait von Eltern-Chefredakteurin Marie-Luise Lewicki
Marie-Luise Lewicki | Foto: G+J/Eltern

Marie-Luise Lewicki ist Chefredakteurin der Zeitschriften „Eltern“ und „Eltern family“. Sie hat einen erwachsenen Sohn und lebt in Hamburg.

scout: Bleibt Ihr Smartphone über die Feiertage an oder schalten Sie es aus?

Marie-Luise Lewicki: Mein Dienstgerät bleibt über die Feiertage aus. Wir machen Monatsmagazine; alles, was zwischen dem 24. und 26. Dezember passiert, kann auch warten. Mein privates Smartphone hingegen ist immer an – allerdings haben nicht besonders viele Menschen meine Nummer, und jene, die sie haben, wissen, dass ich nicht besonders gern telefoniere. Von daher bleibt es still. Ich liebe WhatsApp und Mails – da kann ich reagieren, wann ich will.

scout: Wünschen Sie sich selbst etwas Digitales zu Weihnachten? Bekommt jemand in Ihrer Familie ein neues Handy, eine neue Spielkonsole oder digitales Zubehör?

Marie-Luise Lewicki: Ja, wir schaffen uns ein neues Tablet an. Das Tablet hat längst den Laptop ersetzt, es ist einfach unheimlich praktisch.

scout: Haben Sie privat Regeln oder Rituale zur Nutzung der (digitalen) Medien eingeführt, eventuell für Kinder oder sich und Ihren Partner? Werden diese eingehalten?

Marie-Luise Lewicki: Ja, die haben sich ganz automatisch ergeben. Früher ist keiner aus unserer Familie während der Mahlzeiten ans Telefon gegangen, das musste der AB übernehmen. Heute bleiben die Smartphones an einer Stelle, an der man sie nicht hört.

scout: Gibt es auch mal Streit über die Mediennutzung? Wenn ja, wie lösen Sie solche Konflikte?

Marie-Luise Lewicki: Die gab es, solange mein Sohn noch zu Hause wohnte. Er war ein begeisterter und ziemlich exzessiver Computerspieler, der sich komplett in die Welt von Star Wars-Rollenspielen vertiefen konnte. Für Stunden. Die Noten wurden davon nicht unbedingt besser. Zunächst habe ich es mit zeitlicher Begrenzung versucht, was zu permanenten Streitereien geführt hat. Es wurde besser, als ich mit ihm zusammen gespielt habe und verstehen konnte, was diese Spiele ihm gaben. Ich finde heute, dass Computerspiele oft zu Unrecht ein so schlechtes Image haben. Wenn sie altersentsprechend sind und nicht voller sinnloser Gewalt, befriedigen sie viele Bedürfnisse gerade von Jungs: nach festen Regeln, nach der Aufteilung in Gut und Böse, nach Klarheit, nach Selbstwirksamkeit. Das sollten wir mitdenken, wenn wir mit den Kindern über Nutzungszeiten sprechen.

scout: Sind Sie im Umgang mit digitalen Medien ein kompetentes Vorbild für Ihre Familie?

Marie-Luise Lewicki: Ich hoffe ja. Ich nutze praktisch alle sozialen Medien, weil ich verstehen will, wie sie funktionieren. Wir schauen praktisch nur noch digital fern, damit wir die Zeiten selbst bestimmen können. Ich glaube, dass die Digitalisierung eine einmalige Chance bietet: Man bleibt immer up to date, weil uns die Nachrichten per Smartphone erreichen. Den schrittweisen Rückzug aus der Welt, den viele früher mit zunehmendem Alter begannen, kann es so nicht mehr geben. Das ist eine ganz neue Basis für das Verhältnis der Generationen zueinander.

Interview: Sonja Helms