Hört uns mal zu!

Ständig Streit ums Handy

Cansu ist 15 und findet es "gruselig", wenn Eltern ihre Kinder auf Instagram verfolgen.


Foto: Achim Multhaupt

Bei mir zu Hause gibt es sehr viel Streit darüber, wie viel ich das Handy benutze. Fast jeden dritten Tag streiten wir deshalb!

Bis ich zwölf wurde, hatte ich eigentlich überhaupt nichts mit dem Internet zu tun. Ich hatte keinen eigenen Computer und nur so ein Tastenhandy, und in der Grundschule haben wir auch gar nichts am Computer gemacht. Ansonsten war ich nach der Schule fast immer draußen und hab bei uns im Hof Völkerball oder so gespielt. Aber dann habe ich mit zwölf Jahren ein iPad und später auch ein Smartphone bekommen, weil ich auf so ein Gymnasium gekommen bin, wo alle ein iPhone oder iPad hatten. Und da hat das alles angefangen: Ich bin abends nicht mehr rechtzeitig zum Essen gekommen, habe nur noch Spiele gespielt, zum Beispiel Subway Surfer oder Doodle Jump. Später hab ich dann Serien geguckt, Pikachu, Beyblade oder Avatar, oft viele Folgen hintereinander. Es war wirklich übertrieben!

Ich war richtig süchtig nach dem Smartphone!

Cansu, 15 Jahre alt

Es gab zwar Regeln, aber die habe ich nur zwei Wochen lang eingehalten und dann ging das wieder los. Wenn meine Eltern mir das iPad weggenommen haben, bin ich richtig wütend geworden. Manchmal bin ich sogar nachts aufgestanden, wenn meine Mutter schlief und mein Vater bei der Arbeit war, und habe mir heimlich das iPad wiedergeholt und meine Serien weitergeguckt. Ich war richtig süchtig danach! Mit dem Handy war es später genauso. Auch sonst im Alltag habe ich gemerkt, wie ich irgendwie ganz unruhig wurde. Ich bin oft irgendwo gegen gestoßen, habe Sachen umgeworfen, konnte mich nur schlecht konzentrieren und habe schlecht geschlafen.

Mein Handy ist dann irgendwann kaputtgegangen, als ich in der siebten Klasse war. Da ich die Reparatur selber bezahlen musste, hat es fast ein halbes Jahr lang gedauert, bis ich es wieder bekommen habe. Ich fand das natürlich furchtbar, habe viel auf meinem Bett gesessen und einfach vor mich hingestarrt. Und ich habe angefangen, unheimlich viel zu essen. Aber ich habe zwischendurch auch wieder mehr gezeichnet und gemalt. Wie bei vielen Mädchen war es damals mein Traum, Modedesignerin zu werden. In dieser Zeit bin ich auch wieder ruhiger geworden.

Am Handy benutze ich meistens Snapchat, Instagram und WhatsApp. Mein Smartphone muss ich aber immer noch jeden Abend um acht Uhr bei meiner Mutter abgeben, morgens bekomme ich es dann zurück. Ich finde meine Eltern bei diesem Thema ziemlich streng. Klar, Grenzen müssen sein, aber ich bin ja nicht mehr zwölf, sondern fast 16! Ich habe inzwischen gelernt, damit umzugehen, und finde, meine Eltern könnten es mir wenigstens bis neun oder zehn Uhr abends überlassen. Tagsüber benutze ich es ja fast gar nicht, da ich den ganzen Tag in der Schule bin. Und danach bin ich oft im Jugendzentrum und mache Hausaufgaben. Ich habe also nur abends Zeit, mein Handy zu benutzen.

Ich finde, Kinder sollten frühestens ab zwölf Jahren ein Smartphone bekommen, aber das hängt auch sehr von der Person ab. Jungs spielen ja noch viel mehr am Handy als Mädchen. Richtig gruselig finde ich, wenn Eltern ihre Kinder auf Snapchat oder Instagram stalken! Man sollte seinem Kind da schon vertrauen. Mein Tipp an Eltern ist, dass sie mit ihren Kindern darüber reden und sich von den Kindern auch was zeigen lassen. Und dass sie nicht nur Verbote aussprechen, sondern dann auch Zeit mit ihnen verbringen, auch mal mit ihnen rausgehen. Vor allem für jüngere Kinder ist das wichtig, denn sonst kriegt man noch schlechtere Laune.