scout fragt nach:
Digitale Medien in der Kita in Corona-Zeiten

Mit digitalen Botschaften im Kontakt

Die Elbkinder-Kita Ahrensburger Weg informiert die Eltern schon seit langem per E-Mail über aktuelle Dinge zum Kitageschehen. In Zeiten von Corona schickt sie Audio- und Videobotschaften und täglich kreative Hausaufgaben an die Kinder im Brückenjahr. Nach einer kurzen Anlaufphase sprudeln bei den Erzieherinnen die Ideen.

Karolin Van den Berghe ist Leiterin der Elbkinder-Kita Ahrensburger Weg in Hamburg.

Andrea Neumann ist in der Elbkinder-Kita Ahrensburger Weg unter anderem zuständig für die Vorbereitung der Vorschulkinder auf die Grundschule. Und - in enger Zusammenarbeit mit Kitaleiterin Karolin Van den Berghe - für die Umsetzung eines medienpädagogischen Konzepts.

Die Fragen haben Kitaleiterin Karolin Van den Berghe und ihre Kollegin Andrea Neumann gemeinsam beantwortet.

Bereits seit einigen Wochen sind die Kitas wegen des Corona-Virus geschlossen. Was machen Sie, um mit Kindern und Eltern in Kontakt zu bleiben?

Wir informieren unsere Eltern schon seit langem per E-Mail über aktuelle Dinge zum Kitageschehen. Das erleichtert uns den Austausch in der aktuellen Situation immens. So können wir uns nicht nur mit Träger- und Sachinformationen und behördlichen Schreiben zu Maßnahmen bezüglich der Corona-Krise, sondern auch mit weiteren Dingen direkt an die Familien wenden. Es sind viele ganz unterschiedliche Aktionen entstanden, und im Laufe der Zeit kamen immer mehr Ideen dazu.

Welche Aktionen waren das genau?

Die Erzieherinnen, die die Kinder im Brückenjahr begleiten, gestalten jeden Tag kleine „Hausaufgaben“ und verschicken sie per E-Mail an die Eltern. Der Grundgedanke für uns dabei ist, mit den Kindern in Verbindung zu bleiben. Die Hausaufgaben sollten, da waren wir uns schnell einig, nicht nur aus Arbeitsblättern bestehen. Sie sollten die Themen, die ursprünglich geplant waren, aufgreifen und möglichst bunt und lebendig sein, um den Kindern schon beim Abrufen der E-Mails ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Neben klassischen Arbeitsbögen sind auch viele Bastelaufgaben dabei. Kleine Papierpropeller, weil wir ja eigentlich zum Hamburger Airport wollten, oder Feuerwehrmänner aus Handabdrücken als Malaufgabe, denn auch unser Ausflug zur Hauptfeuerwache Berliner Tor ist ins Wasser gefallen. Der Jahreszeit angepasste Aufträge wie Tulpen für die Fenster, Osterküken und vieles mehr waren natürlich dabei.

Die Brückenjahrkinder hatten, für ein Buch, das hier entstehen sollte, schon im Vorwege kleine Figuren gemalt. Diese haben wir am Computer kurzerhand zu Bilddateien gemacht, um sie in die Hausaufgaben einbinden zu können: Nun gibt es jeden Tag per E-Mail ein Arbeitsblatt mit einer der bunten Figuren. Die Vorfreude der Kinder darauf, ob heute wohl die eigene Figur dabei ist, macht die ganze Aktion zu einem großen Spaß für alle.

Auch für die jüngeren Elementarkinder gestalten die Erzieherinnen Wochenaufgaben und Bastelanleitungen.

An alle Kinder und Eltern schicken wir MP3-Dateien mit Liedern: Eine Erzieherin singt und spielt dazu Ukulele - wie sie es auch im normalen Kita-Alltag manchmal tut. Auch Erzieherinnen, die bis vor kurzem mit Technik noch nicht sehr vertraut waren, stellen Video- oder MP3-Dateien her, in denen sie den Kindern ein Fingerspiel zu einem vorgesungenen Lied zeigen oder ein Märchen frei erzählen.

Mit einer Fotocollage zeigen wir unsere Solidarität mit den Familien. Spannend auch für die Kinder, da wir die Fotos - wie es sich für #stayhome gehört - teilweise in unseren Wohnungen, zusammen mit unseren Haustieren, aufgenommen haben.

Wie waren die Reaktionen aus dem Team? Gab es Schwierigkeiten bei der Umsetzung? Was lief gut?

Zu Beginn war es nicht so leicht für die Erzieherinnen, Aufgaben zu erarbeiten. Denn natürlich mussten wir uns Gedanken um Themen wie Datenschutz und Copyright machen. Hilfreich ist, wenn Erzieherinnen Spaß daran haben, diese Dinge selbst zu erstellen, wie es bei uns der Fall ist.

Von echten Schwierigkeiten können wir aber nicht berichten. Nach einer kurzen Anlaufphase, in der wir uns technisch auf einen Stand gebracht haben, sprudelten die Ideen nur so. Und gibt es doch mal ein technisches Problem, das wir nicht lösen können, unterstützen uns Eltern mit ihrem Know-how und Equipment.

Wie sind Sie darauf gekommen? Hatten Sie selbst oder die Erzieherinnen in Ihrer Kita vorher schon entsprechende Fortbildungen - oder haben Sie sich „aus der Corona-Not heraus“ das nötige Wissen selbst angeeignet?

Wir wollten einen Weg finden, in Verbindung zu bleiben. Gleichwohl kann eine E-Mail kein Ersatz sein für ein soziales Miteinander, wie es unseren Alltag üblicherweise prägt. Die digitalen Vorkenntnisse innerhalb des pädagogischen Teams waren sehr unterschiedlich. Wir haben junge Kolleginnen – „digital Natives“ – die technisch gut ausgestattet sicher im Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. sind. Für andere war das Schreiben einer E-Mail eine Herausforderung. Inzwischen sind wir im Team vernetzt und diejenigen, die im Homeoffice arbeiten, tauschen ihre konzeptionellen Texte per Telefon, E-Mail oder im Videochat aus.

Gibt es Rückmeldungen aus den Familien? Wie kommen Ihre digitalen Angebote bei den Eltern an? Und gibt es auch Feedback von den Kindern?

Es gibt regelmäßig Rückmeldungen. Unseren Aktionen wird sehr viel Wertschätzung entgegengebracht. Eltern teilen uns im Auftrag ihrer Kinder mit, was diese schon umgesetzt haben und wie sehr sie sich auf die nächsten Aufgaben freuen. Es kommen sogar einige kleine Videos von den Kindern per E-Mail zurück. Das ist wichtig für uns und wertvoll, weil man einfach dieses Gefühl der Anerkennung spüren kann es uns einander wieder näherbringt.

Insgesamt haben wir einen guten Weg gefunden, den Kontakt mit den Kindern und ihren Eltern in dieser Ausnahmesituation zu pflegen. Wir halten unser Angebot aufrecht, für Fragen und Anliegen der Eltern da zu sein und ihnen so gut es geht – mit Abstand - beizustehen.

Würden Sie sagen, dass Corona den Umgang mit digitalen Medien in Ihrer Kita befördert hat?

Ja, durchaus. Auch wenn Vieles heute zum Standard gehört wie das Schreiben mit Word oder das Erarbeiten von Dokumentationen oder Berichten über die Kinder. Jede Erzieherin und jeder Erzieher sollte über ein Grundwissen über die Arbeit am PC verfügen. Aber bei uns im Team haben alle stark aufgeholt: Es werden Video- und Tonaufnahmen – auch mit persönlichen Unterstützungsbotschaften - erstellt. Wir haben einen gemeinsamen E-Mail-Verteiler der Kolleginnen eingerichtet. Antworten auf Fragen wie „Wie verkleinert man diese Datei für den E-Mail Versand?“, „Wie können mehrere Kollegen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten?“ oder „Welche Möglichkeiten der digitalen Vernetzung gibt es noch?“ ermöglichen in Corona- Zeiten das gemeinsame Arbeiten.

Aus der Not heraus haben sich für uns viele neue Wege für die Nutzung digitaler Medien eröffnet. Hinter ihrem regelhaften Einsatz in der Pädagogik mit sehr jungen Kindern sollte jedoch ein fundiertes und trägereinheitliches Konzept stehen – hier sind die Elbkinder auf einem sehr guten Weg.

Können Sie sich vorstellen, einige dieser neuen Angebote auch nach Corona fortzuführen?

Kern unserer Arbeit ist die Beziehungsarbeit im direkten Kontakt mit dem Kind. Gleichzeitig gehören digitale Medien zu unserem Alltag. Für die Kinder, die wir begleiten, sogar noch viel selbstverständlicher als für mache von uns. Uns ist es wichtig, ein angemessenes Maß beim Einsatz von Medien einzuhalten – in der aktuellen Situation wird das sicher großzügiger ausgelegt. Ohne Medien wäre ein „Wir bleiben im Kontakt“ nicht möglich.

In der Zeit nach Corona, wenn sich der Kitaalltag wiedereinstellt, werden wir uns gemeinsam mit den Kindern auf den Weg machen, Medien auch in unserer Kita sinnvoll einzusetzen - und das sicher mit weniger Vorbehalten als bisher.


Info

Die Elbkinder sind mit mehr als 180 Kitas im gesamten Stadtgebiet der größte Hamburger Kitaträger. In der Elbkinder-Kita Ahrensburger Weg betreuen 16 Pädagoginnen 90 Kinder im Alter von einem bis sieben Jahren. Wie in allen Elbkinder Kitas wird täglich von der Hauswirtschaftsleiterin frisch gekocht. Weitere drei Mitarbeiterinnen sind für die Reinigung der Räume zuständig.

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