Kinderfernsehen

Nur die Guten überleben

Fernsehen ist nur gut, wenn die erzählten Geschichten es auch sind. Gut sind Geschichten von Freundschaft oder Hilfsbereitschaft. Sagt Claude Schmit (53), Geschäftsführer von Super RTL.


Fernseher aus dem bunten Figuren aus Papier fliegen
Paper Art: Cris Wiegandt & Nearly Normal

Worum geht es im Kinderfernsehen?

Es geht fast immer um Helden, um Vorbilder. Es geht um gute Geschichten. Bob der Baumeister ist freundlich und hilfsbereit. Das ist eine gute Geschichte, die immer trägt. Ohne eine gute Geschichte holen wir die Kinder nicht ab. Wenn die Geschichte packend ist, transportiert sie immer etwas, das für die Kinder wichtig ist. Eine Idee oder Dinge, mit denen sie sich ohnehin beschäftigen. Deshalb ist erfolgreiches Kinderfernsehen in meinen Augen auch grundsätzlich immer erst einmal gut für die Kinder.

Viele der TV-Helden finden wir auch im Internet, auf T-Shirts und Radiergummis. Eltern können sich da oft kaum wehren, sind genervt.

Da kann ich sie beruhigen: Nur Helden wie Bob, mit guten, kindergerechten ­Geschichten, überleben mehrere Generationen. Bei den Angry Birds hingegen, Figuren aus der Online-Welt, die zu Fernsehhelden geworden sind, zweifle ich den nachhaltigen Erfolg an. Die Geschichte ist zu dünn, auf lange Sicht trägt sie nicht. Diese Vögel werden deshalb irgendwann vom Bildschirm verschwinden. Dann will sie auch keiner mehr auf T-Shirts sehen.

Wie wichtig sind die Moderatoren für die Kinder? Und für den Erfolg des Senders?

Für uns spielen die Moderatoren eine wichtige Rolle. Junge Zuschauer suchen immer nach Identifikationsfiguren, Moderatoren machen das Fernsehen erlebbar.

Wohin bewegt sich das Fernsehen? Wird es vom Web aufgefressen?

Unser Medium ist das bewegte Bild. Wo die Kinder es finden, auf Smartphone, Tablet oder Laptop, das ist ihnen völlig egal. Wer heute klein ist, zählt zur ersten Generation, die mit der Konvergenz der Medien aufwachsen wird.

Zwei- bis Dreijährige schauen im Schnitt 30 Minuten fern, die Vier- bis Fünfjährigen 55 Minuten. Ist das gut?

Das ist natürlich nicht gut. Unter drei Jahren sollten Kinder überhaupt nicht fernsehen. Das sagen viele Studien, das ist aber auch meine Privatmeinung als Vater von sechs Kindern.

Zur Person

Fotografie von Claude Schmitt
Claude Schmitt, (c) Markus Nass/Super RTL

Der gebürtige Luxemburger Claude Schmit ist seit 1999 Geschäftsführer des Kölner Kindersenders Super RTL. 2004 gründete er den Verein Media Smart, der die Medien und Werbekompetenz von Kindern fördern möchte. Schmit ist außerdem Vorstandsvorsitzender der Kindersuchmaschine fragFINN.


Dieses Interview ist in der scout-Ausgabe 1_2014 erschienen.

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