Familie digital - on und off

Prominente im Weihnachtsinterview: Stefan Heße

Für den Hamburger Erzbischof Stefan Heße ist Weihnachten eine Zeit der Begenung mit Menschen. Er sagt: „Ich lasse mein Leben nicht von digitalen Medien bestimmen.“


Weihnachten ist die Zeit des Wiedersehens und des Zusammenseins im Kreis der Liebsten. Da soll es in der Familie harmonisch zugehen. Im allgemeinen Festtagstrubel spielt dabei die Nutzung von Smartphone, Internet, X-Box und Co. oft auch eine wichtige Rolle. Wie geht ein friedliches Weihnachten mit digitalem Familienzuwachs?

Digitale Technik gehört 2016 zu den wichtigsten Anschaffungen und Geschenken rund um Weihnachten. Insgesamt wollen 85 Prozent der Deutschen zu Weihnachten digitale Technik kaufen, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

Digitalskeptiker runzeln bei diesen Zahlen die Stirn. Wird über die Feiertage online einfach weiter gearbeitet und ersetzt der Blick auf’s Display das gemeinsame Feiern? Gibt es über Weihnachten eher digitalen Streit als analoge Eintracht? Wie balancieren wir Familienleben und digitale Mediennutzung richtig aus?

scout hat norddeutsche Prominente gefragt, wie digital ihr Weihnachtsfest sein wird und ob sie wirklich gute Vorbilder in Sachen Medienkompetenz sind.

Hier die Antworten von:

Ich lasse mein Leben nicht von digitalen Medien bestimmen

 Erzbischof Stefan Heße
Portrait von Erzbischof Stefan Heße
Erzbischof Stefan Heße

Der gebürtige Kölner Dr. Stefan Heße (50) ist seit 2015 Erzbischof in Hamburg.

scout: Bleibt Ihr Smartphone über die Feiertage an oder schalten Sie es aus?

Stefan Heße: Wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin, bleibt das Smartphone aus. Es muss nicht eigens ausgestellt sein, ich beachte es einfach nicht. Ausnahme: Ich erwarte eine wichtige Nachricht. Auch wenn ich alleine bin, habe ich das Smartphone nicht ständig im Blick. Von Zeit zu Zeit, aber eher selten, schaue ich nach, ob es neue und wichtige Nachrichten gibt. So finde ich es auch richtig. Mein Fazit: Ein Smartphone ist wichtig, es erleichtert die Kommunikation. Aber ich nehme es auch nicht allzu wichtig.

scout: Wünschen Sie sich selbst etwas Digitales zu Weihnachten? Bekommt jemand in Ihrer Familie ein neues Handy, eine neue Spielkonsole oder digitales Zubehör?

Stefan Heße: Ehrlich gesagt verlieren Sachgeschenke für mich immer mehr an Bedeutung. Wichtig ist mir Zeit für Begegnung: mit meinen älter werdenden Eltern, mit Verwandten und Freunden.

scout: Haben Sie privat Regeln oder Rituale zur Nutzung der (digitalen) Medien eingeführt? Werden diese eingehalten?

Stefan Heße: Die Begegnung von Mensch zu Mensch hat Vorrang. Im Gespräch lasse ich mich nicht unterbrechen. Außer durch meine Sekretärin, die mich darauf hinweist, wenn ich eine Gesprächszeit überziehe.

scout: Gibt es auch mal Streit über die Mediennutzung? Wenn ja, wie lösen Sie solche Konflikte?

Stefan Heße: Wir sind uns da weitestgehend einig. Das Zusammensein, der Austausch, die Gemeinschaft sind uns wichtig. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, wenn wir zusammen sind.

scout: Sind Sie im Umgang mit digitalen Medien ein kompetentes Vorbild für Ihre Familie oder Ihr soziales Umfeld?

Stefan Heße: Ich finde es wichtig, mein Leben nicht von digitalen Medien bestimmen zu lassen. Sie sind für mich Hilfsmittel zur Kommunikation, ersetzen aber nie die persönliche Kommunikation von Mensch zu Mensch.

Interview: Sonja Helms