Elternberatung

An wen kann ich mich wenden?

Foto: Achim Multhaupt

Für alle Eltern, die Probleme bei der Medienerziehung des Nachwuchses haben, gibt es ein dichtes Netz von Beratungsstellen. Sie bieten kostenlos Unterstützung.


Und schon ist er wieder eskaliert, der Streit ums Smartphone. Der zwölfjährige Sohn spielt seit Stunden Minecraft, anstatt seine Hausaufgaben zu machen. Zum Fußball wird er es auch nicht mehr schaffen. Dagmar Schäffmann* (41), alleinerziehende Mutter in Hamburgs Südwesten, weiß nicht mehr weiter.

So ging es monatelang, erinnert sie sich. Bis die Mutter von der Klassenlehrerin den Tipp bekam, es bei einer der städtischen Erziehungsberatungsstellen zu versuchen: „Ich wusste bis dahin gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt.“ Diese Unkenntnis teilt sie mit vielen Eltern. Dabei gibt es in Hamburg und Schleswig-Holstein ein dichtes Netz von kostenlosen Beratungsstellen. Eine Anlaufstelle findet sich meist schnell. Man muss in der Suchmaschine einfach zwei Begriffe eingeben: „Erziehungsberatung“ und den Namen des Ortes oder des Stadtteils.

Eine Übersicht aller Stellen findet sich für Hamburg zum Beispiel auf der Seite der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung in Hamburg.

Erziehungsberatung Altona

Hannes Classen von der Erziehungsberatung Altona erzählt, was Hilfe suchende Eltern erwartet: „Eltern rufen hier an und bekommen, wenn sie in unserem Bereich wohnen, dann in der Regel nach zwei bis drei Wochen einen ersten Termin. Wir sind ein multiprofessionelles Team, unsere Mitarbeiter verfügen über eine therapeutische Zusatzausbildung.“

Abgedeckt werden alle Fragen der Erziehung, der Entwicklung und des Zusammenlebens. Das Thema Mediennutzung spiele dabei häufig eine Rolle: „Die Digitalisierung hat die Lebenswelt von Jugendlichen völlig verändert. Viele Erwachsene verstehen nicht mehr, was ihre Kinder machen. Das führt dazu, dass Eltern unsicher sind in ihrer Rolle, nicht nur in Fragen der Medienerziehung.“

Hannes Classen rät Eltern, bei Konflikten um Smartphone, Computer und Co. der typischen „Machtkampffalle“ aus dem Weg zu gehen. Also zu versuchen, rigide Verbote durchzusetzen: „Das erzeugt Angst und verspielt den Respekt der Kinder vor ihren Eltern.“

Onlinesucht

Eines der großen Themen, die Eltern bewegen, ist vor allem die Sorge um die „Onlinesucht“. Qualifizierte Beratung zur exzessiven Mediennutzung gibt es für Eltern daher auch bei Sucht.Hamburg, der landesweiten Fachstelle für Suchtfragen. Diesem Thema widmet sich auch die schulische Elternberatung des SuchtPräventionsZentrums (SPZ) als Teil des LI Hamburg, des Landesinstituts für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung.

Andrea Rodiek, zuständig für das SPZ, weist aber ausdrücklich darauf hin, dass sich „alle Eltern, auch solche mit kleineren Sorgen“, an sie wenden und das kostenlose Beratungsangebot wahrnehmen können: „Viele Eltern, oft Alleinerziehende, fragen sich beim Medienkonsum: Ist das noch normal?“ Eltern mit Beratungsbedarf sollten sich in den ersten Schritten an Klassenlehrkräfte, Beratungslehrer, Vertrauenslehrer oder Elternvertreter wenden, die dann auch den Kontakt zum SPZ herstellen können, so Rodiek.

Beratungsstellen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein gibt es ebenso eine ganze Reihe von Kontaktstellen für ratsuchende Eltern. So können auch hier Lehrer, Vertreter der Schulsozialarbeit oder der Elternschaft angesprochen werden. Oft werden dann Elternabende zum Thema veranstaltet. Dafür stehen in Schleswig-Holstein die „ElternMedienLotsen“ zur Verfügung.

Die Eltern- und Erziehungsberatung ist in der Fläche Schleswig-Holsteins den Jugendämtern zugeordnet. Hinzu kommen Stellen in freier Trägerschaft, zum Beispiel der Diakonie oder Arbeiterwohlfahrt. Auch hier bringt die Internetrecherche mit den Suchbegriffen „Elternberatung“ und dem jeweiligen Ort schnell Treffer.

Eine schleswig-holsteinische Besonderheit findet sich im Landkreis Nordfriesland. „Medienkonsum und die daraus resultieren Erziehungsfragen werden bei uns in jedem Kurs der Elternschule angesprochen“, sagt Jörg Paysen, der Leiter der dortigen Elternschule, selbst auch ElternMedienLotse.

„Das schwammige Gefühl, bei den Medien erzieherisch irgendwie zu versagen, ist bei Eltern heute weit verbreitet“, beobachtet Paysen. Viele Eltern würden sich viel zu wenig mit den neuen Medien auskennen. Deshalb, so Paysen, brauchen Kinder einen klaren Rahmen für die Mediennutzung und Eltern, die sich für ihre Medienvorlieben interessieren. „Das ist anstrengend, lohnt sich aber!“